Freitag, 24. Februar 2012

arizona junior //

USA 1987 - 90 Min. - 1,85:1 - Joel Coen

"Und es sah so aus wie... na ja, wie unser Zuhause. Wenn nicht in Arizona, dann in einem Land, das nicht so weit entfernt ist, wo alle Eltern stark sind und weise und tüchtig, und wo alle Kinder glücklich sind, und geliebt werden. - Ich weiß es nicht. Vielleicht war es in Utah?"
 
Joel und Ethan Coen haben in den '80er und '90er Jahren eine Reihe von brillanten Filmen hervorgebracht, angefangen bei ihrem Erstling Blood Simple, einem bedrückenden Kammerspiel um Betrug und Eifersucht, über das düster-brutale Gangster-Epos Miller's Crossing bis hin zu ihrer skurrilen, mit Preisen überhäuften Gangsterhatz Fargo. Bereits hier kann man erahnen, dass die elegante Leichtigkeit, mit der die beiden Brüder zwischen den Genres wechseln, ihresgleichen sucht. Der vorläufige Höhepunkt ihres Schaffens fand jedoch relativ unbemerkt zwischendurch statt, denn Arizona Junior ist ihr mit Abstand witzigster, durchgeknalltester und ganz einfach menschlichster Film. Und noch etwas: Es ist definitiv auch ihr irrster...

Die Grundidee ist schon mal ungewöhnlich genug. Jetzt muss man sich nur noch auf die visuelle Umsetzung des ganzen einlassen, und dabei schießen die Coens gleich mehrfach über ihre eigenen, eh schon genug ausgereizten Bestmarken hinaus - zur uneingeschränkten Freude des Zuschauers. Als Beispiele seien hier nur die unglaubliche Sequenz des Gefängnisausbruchs von Gale und Evelle erwähnt, sowie eine durchgedrehte Verfolgungsjagd, die damit beginnt, dass H.I. eigentlich nur ein paar Windeln klauen möchte, und an der mehrere Fahrzeuge, Hunde, pickelige Tankstellen-Kassierer und Supermarkt-Kundinnen mit Lockenwicklern beteiligt sind - alles mit spektakulären Kamerafahrten in Szene gesetzt von Barry Sonnenfeld, dem späteren Regisseur von Addams Family und Men in Black. Aber all das wird im Finale beim Kampf gegen den widerwärtigen Kopfgeldjäger natürlich noch einmal getoppt...

Nimmt man zu all dem noch den urkomischen Nicolas Cage, der mit wirrer Frisur und müdem Blick durch die Gegend stolpert, und garniert das ganze mit der ständig im Hintergrund lärmenden Hillbilly-Musik, ergibt das insgesamt einen der irrsten Filme aller Zeiten. Aber nie war dieser Irrsinn so brillant in Szene gesetzt und mit so viel Wärme und Sympathie für die "kleinen Leute" und ihre ganz eigene Art, mit dem Leben fertig zu werden, versehen wie hier. Wieder ein Film, in dem eigentlich nur Ganoven und Halsabschneider am Werke sind, aber diesmal wenigstens welche, die man ins Herz schließen kann.

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