Freitag, 24. Februar 2012

the green mile //

OT: The Green Mile
USA 1999 - 181 Min. - 1,85:1 - Frank Darabont


"Er hat sie mit ihrer Liebe getötet - ihrer Liebe füreinander."

Oh, Herr im Himmel, was für ein schöner Film! Obwohl, mag man spontan denken, nach Die Verurteilten ein weiteres Knast-Movie von Regie-Ass Frank Darabont, ebenfalls wieder nach einer Non-Horror-Vorlage von Bestseller-Fabrikant Stephen King? Und dann auch noch drei Stunden lang? Stimmt schon, es drängt sich der Verdacht auf, den kreativen Köpfen hinter diesem Werk falle nichts Neues mehr ein. Eine weitere Gemeinsamkeit: Genau wie Die Verurteilten mit Tim Robbins und Morgan Freeman war auch The Green Mile in nahezu allen wichtigen Oscar-Kategorien nominiert, aber (Schande über die Academy!) nicht eine einzige Statuette konnten die Schaffenden der beiden Filme jeweils davontragen. Ein Flop also? Weit gefehlt, denn: Was für ein schöner Film!
 
Man hofft die ganze Zeit, dass doch am Schluss bitte die Gerechtigkeit den Sieg davon tragen möge. Die Herren Darabont/King haben aber mit ihrem bitter-süßen Finale die deutlich passendere und interessantere Variante gewählt. Die bösen Buben Percy und "Wild Bill" bekommen, was sie verdienen, und man weint ihnen keine Träne nach. Aber selbst wenn man es sich nicht ganz so vorgestellt hat, kriegt John Coffey das, was er sich wünscht, was er sich verdient hat.

Stephen King liebt man, oder man hasst ihn. Dazwischen gibt es nichts. Dieses Werk aber muss man lieben; wer in einem Film nach einer King-Vorlage Werwölfe, Kinder-fressende Clowns und derlei garstiges Getier erwartet, wird bei The Green Mile nicht fündig werden. Monster ganz alltäglicher Natur wie Hass und Sadismus gibt es allerdings auch hier, die Helden sind Achtung, Respekt und Menschenwürde. Trotzdem ist der Stil des einstigen Horror-Autors nach wie vor allgegenwärtig, was dem Film aber keineswegs als Nachteil ausgelegt werden sollte. Sprachlich unverwechselbare Feinheiten, wie sie sich nur ein Stephen King ausdenken kann, wurden präzise übernommen. So wird beispielsweise der elektrische Stuhl bei Wärtern und Häftlingen gleichermaßen fast liebevoll, aber nicht respektlos, nur "Old Sparkey" (engl. "Spark" = Funken) genannt.
 
Tom Hanks thront über dem ganzen Geschehen mit präziser aber fordernder Zurückhaltung, Michael Clarke Duncan erschlägt den Zuschauer durch seine schiere, gewaltige Präsenz, die er allerdings gar nicht wirklich einsetzen muss, um zu fesseln (im krassen Gegensatz zu seinem Auftritt in Armageddon an der Seite von Bruce Willis); eine zu Recht Oscar-nominierte Leistung in diesem wunderschönen Film!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen