OT: When Harry met Sally
USA 1989 - 90 Min. - 1,85:1 - Rob Reiner
"Männer und Frauen können keine Freunde sein - der Sex kommt ihnen immer wieder dazwischen."
Zu behaupten, Harry und Sally sei einfach nur eine
nette Komödie mit teils seltsamen aber
trotzdem sympathischen Charakteren, die
sich gegenseitig witzige Gemeinheiten um
die Ohren hauen, würde diesem
großartigen Sammelsurium geschärfter,
teils schmerzlich wahrhaftiger Bonmots
und tragikomischer Lebenssituationen
nicht gerecht.
Zwei Menschen versuchen
nicht mehr (aber auch nicht weniger), als
ihr Leben zu meistern - geprägt durch
die Anonymität der Großstadt. Dass sie
durch eben dieses Leben mental ... äh,
geprägt sind, versteht sich von selbst -
extreme Egozentriker und frisch
geschiedene Neurotiker stehen in Rob
Reiners Satire über Zwischenmenschliches
reifer Singles an jeder Straßenecke. So wie Harry und Sally, die sich über
einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren immer
wieder über den Weg laufen, sich trennen,
Freunde werden, mehr als Freunde werden,
sich erneut trennen, usw. - bis zum Happy-End,
dass sich beide wirklich verdienen und hart
erkämpfen müssen.
Und das tun sie mit so viel
Esprit, (Wort-)Witz und Charme, wie man es
vorher und leider auch danach nicht erleben
durfte. Einfach wunderbar
ist die Idee der Filmemacher, die
Handlung wie beiläufig immer mal wieder
mit kurzen Szenen zu unterbrechen, in
denen alte Ehepaare berichten, wie sie
sich vor Jahrzehnten kennen gelernt haben.
Denn am Ende sind es Harry und Sally,
inzwischen glücklich miteinander
verheiratet, die auf dem gemütlichen
Zweisitzer-Sofa hocken und von ihrer
turbulenten Odyssee zueinander erzählen,
und dabei haben sie mit ihren gerade mal
gut 30 Jahren Lebenserfahrung weitaus
mehr preiszugeben als die wesentlich
älteren Eheleute vor ihnen. Billy Crystal ist göttlich als zynischer
Schwarzmaler, in dem eigentlich ein
verkappter Optimist steckt, dem es
schlicht zu anstrengend ist,
herauszukommen und einfach nur glücklich
zu sein. Meg Ryan als dessen
180°-Gegenstück sichert sich mit ihrem
in einem vollbesetzten Restaurant dem
perplexen Harry vorgespielten
Instant-Orgasmus einen Platz im Olymp der legendärsten
Filmszenen aller Zeiten. Eine ältere Dame deutet
hinterher auf die wieder friedlich grinsende
Sally und gibt bei der Kellnerin eine Bestellung
auf: "Ich will genau das, was sie hatte."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen