Freitag, 24. Februar 2012

im auftrag des teufels //

OT: The Devil's Advocate
USA 1997 - 138 Min. - 2,35:1 - Taylor Hackford


"Ich bin Humanist. Vielleicht ja sogar der letzte Humanist. Ich bin ein FAN der Menschheit!"

Eine gruselige Fantasy-Mär mit allerlei übernatürlichem Schnick-Schnack, das ganze angesiedelt im gepflegten Juristen-Milieu, garniert sogar mit Ende der 1990er Jahre äußerst populären Computer-Dämonen? Zugegeben, darauf muss man sich erstmal vorurteilsfrei einlassen. Ist man dazu aber bereit, überrollt einen der bildgewaltige Thriller unnachgiebig, die hochintelligente Story steuert gnadenlos auf einen zunächst schockierenden Showdown zu, versöhnt vorübergehend mit einem erstklassigen Hollywood-Happy-End, um schließlich in allerletzter Minute noch einmal einen ganz fiesen Haken zu schlagen.

Taylor Hackford (Dolores), seltsamerweise bisher nur Wenigen als Regie-Wunder aufgefallen, serviert dem staunenden Betrachter einen eiskalten Kommentar auf die Karriere-Geilheit der Upper Class gegen Ende des vergangenen Jahrtausends, benutzt, natürlich völlig übertrieben und grotesk verzerrt, stellvertretend dafür den angesehenen Stand der Prozessanwälte, welche für die Interessen ihrer meist schuldigen Mandanten (und für ihre eigenen) über Leichen gehen. Allein schon angesichts des Filmtitels verrät man wohl nicht zuviel, wenn man auf Al Pacino als eine neue, sehr interessante Ausgabe des auf Erden wandelnden Leibhaftigen hinweist. Zum Glück halten sich bei diesem exzellenten Thriller stampfende Pferdefüße und ähnliches stark in Grenzen, abgesehen, wie gesagt, von dem übertriebenen Fegefeuer-Firlefanz gegen Ende. Aber diese Effekthascherei ist dann wenigstens auf dem modernsten Stand der 1997er Tricktechnik und atemberaubend anzusehen.

Bis dahin (und auch ganz am Schluss) erwartet den Zuschauer eine ungewöhnlich intelligente Hollywood-Gruselei, die von vorne bis hinten konsequent durchdacht und choreographiert ist: Ein bitterer Abgesang auf eine skrupellose Gesellschaft am Rande des neuen Millenniums, wo es für Dämonen und andere böse Buben nicht sonderlich schwierig ist, ganz oben die Macht zu übernehmen. Freilich waren derlei okkulte Themen zu dieser Zeit sehr angesagt - etwas später sollte zum Beispiel End of Days mit Ösi-Bulldozer Arnold Schwarzenegger die Angst vor dem nahenden Weltuntergang am 1. Januar 2000 auf die Spitze treiben.

Jedenfalls, wenn etwas
Im Auftrag des Teufels unvergesslich macht, dann ist das doch zumindest die schauspielerische Tour-de-force von Edelmime und Knautschgesicht Al Pacino. Mit wahrhaft diabolischer Freude gibt er den absolut nicht unsympathischen Beelzebub und wütet durch die Szenerie, dass einem schwindlig wird - selbst, wenn er nur ruhig dasteht... Und alleine für seinen durchaus überdenkenswerte Aspekte ansprechenden Monolog über buchstäblich Gott und die Welt hätte der bei der '98er Oscar-Verleihung schmählich Übergangene minimal eine Nominierung als bester Hauptdarsteller verdient gehabt!

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