OT: Saving Private Ryan
USA 1998 - 168 Min. - 1,85:1 - Steven Spielberg
USA 1998 - 168 Min. - 1,85:1 - Steven Spielberg
"Erschießt sie nicht, laßt sie verbrennen!"
Als (historisch nicht ganz korrekt, film-dramaturgisch aber nötig) eine knappe halbe Stunde später die Amerikaner schließlich doch die Dünen überwinden und die feindlichen Bunker einnehmen können, kehrt etwas Ruhe ein, und Spielberg hat in dieser kurzen Zeit tatsächlich bereits schon wieder Filmgeschichte geschrieben. Er hat gesagt, in seinem Film wolle er unter anderem glaubhaft darstellen, wie es ist, wenn ein Mensch stirbt. Das Sterben im Krieg habe nichts Heroisches, auch wenn man sich das vielleicht manchmal wünsche. Die Soldaten liegen schreiend in ihrem Blut, rufen nach ihren Müttern und versuchen verzweifelt, abgetrennte Gliedmaßen aufzusammeln oder sich ihre Gedärme wieder in den Bauch zu stopfen. Nun, glücklicherweise ist man Laie und könnte kaum ein Echtheitszertifikat für derlei Szenen ausstellen. Während sich die erschütternden Ereignisse ins Gedächtnis brennen, muss man aber vom Gefühl her absolut zugestehen, dass der Regisseur mit seinem Vorhaben einer realistischen Darstellungsweise des rauen Kriegshandwerkes mehr als erfolgreich gewesen ist. Selbstverständlich ist dieses nicht seine Haupt-Intention. Auch er vernachlässigt nicht die wichtigen Aspekte, die Kriegsfilme im allgemeinen und beispielsweise Stanley Kubrick im speziellen in Full Metal Jacket bereitstellen - das Hinterfragen der vermeintlich sinnlosen Mission, des eigentlichen Einsatzes im jeweiligen Krisengebiet, des Aufwiegens menschlichen Lebens gegeneinander und nicht zuletzt die Frage nach Moral und Menschlichkeit. Wie weit darf man in einem perversen "Spiel" ohne Regeln gehen, bis man Verstand, Würde und Unrechtsbewusstsein endgültig verliert? Wo ist die Grenze - sofern es eine gibt?
Aber gerade weil es sich
hier um einen Kriegsfilm handelt, wird
sich nach dem Abspann kein einziger
Halbwüchsiger freiwillig zum nächsten
Kampfeinsatz irgendwo auf dieser Welt
melden. Das ist es schließlich, was Der Soldat James Ryan und andere
Meisterwerke des Genres auszeichnet, ein
Genre, aus dem sich
Spielbergs Epos in
seiner technischen Brillanz, der
unfassbaren Konsequenz und gleichzeitig
tiefster Menschlichkeit deutlich
hervorhebt.
Ein Ratschlag an dieser
Stelle für alle, die den Film noch nicht
gesehen haben (dieses aber auf jeden Fall
tun sollten): Meiden Sie etwaige
Wiederaufführungen im Kino, greifen Sie
lieber zu DVD oder Videokassette - da
haben Sie nämlich zwischendurch die
Möglichkeit abzuschalten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen