Freitag, 24. Februar 2012

forrest gump //

OT: Forrest Gump
USA 1994 - 137 Min. - 2,35:1 - Robert Zemeckis


"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man kriegt."

Das Besondere und gleichzeitig Einzigartige an Forrest Gump ist, dass seine Geschichte die Geschichte ist. Genauer und eingeschränkter gesagt, die amerikanische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Ein guter, simpler Mensch wandert durchs Leben und nimmt dabei an den bedeutendsten Ereignissen teil, welche in den und um die USA passieren - meistens, ohne es selbst wirklich zu bemerken. Dabei stellt er sich immer wieder die Frage, ob man einfach nur umher getrieben wird wie ein Blatt im Wind oder ob alles im irdischen Dasein von einem übermächtigen Schicksal vorherbestimmt ist. Fragen, die sich ein jeder stellt.

Man mag sich wundern, wie es ein derartig gefühlvoller und in seinem innersten Wesen ruhiger Film, der nicht etwa im Jahre 2235 in einer fernen Sternenwelt oder ähnlichem angesiedelt ist, schaffen kann, den Oscar für die besten visuellen Spezialeffekte einzuheimsen. Technik-Freak Robert Zemeckis wollte nach allerlei effektverliebtem Schnickschnack (z.B. Zurück in die Zukunft oder Der Tod steht ihr gut) endlich mal ein anspruchsvolles Werk hervorbringen, mochte aber gleichzeitig nicht auf die optischen Möglichkeiten verzichten, die ihm moderne Effektschmieden wie George Lucas Marktführer-Firma Industrial Light & Magic (Krieg der Sterne-Trilogie, Terminator 2, Jurassic Park, etc.) anzubieten in der Lage waren. Und bei diesem Vorhaben, altmodische und zu Herzen gehende Erzählweise mit Technik auf dem höchsten momentanen Entwicklungsstand zu vereinen, ist ihm mit Forrest Gump ein riesiger Erfolg geglückt, auch in finanzieller Hinsicht. Durch die geschickte Zusammenarbeit von realen Schauspielern und virtuellen Computerkreationen ist es beispielsweise möglich, dass Forrest im Laufe seines Lebens solch illustren Jahrhundert-Ikonen wie John F. Kennedy und Jimmy Carter begegnet. Diese Szenen sind technisch und inszenatorisch absolut brillant konstruiert, und, wüsste man es nicht besser, man glaubte ohne Zweifel, dass Tom Hanks dem echten J.F.K. während der Dreharbeiten die Hand geschüttelt hat. Der Betrachter bekommt die Spezialeffekte eigentlich gar nicht mit, und das ist sowohl Intention der Macher als auch fast schon eine eigene, hohe Kunstform.

Forrest Gump ist (im positivsten Sinne) technisches Kino höchster Vollendung, er ist ein (zugegeben knapper) Abriss wichtigster geschichtlicher Ereignisse im Amerika dieses Jahrhunderts, aber er ist auch nicht zuletzt wunderbar reine Unterhaltung. Selten macht es schlicht und einfach so viel unbekümmerte Freude, sich einen Film anzuschauen, mit den dargestellten Menschen zu lachen und mit ihnen zu trauern. Auf die Frage übrigens, ob das Leben vom Zufall oder doch vom Schicksal angetrieben wird, bekommt auch Forrest Gump, wie alle anderen vor ihm, keine Antwort.

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