OT U-Turn // USA 1997 // 119
Min. // 1,85:1 //
"Ein Mann ohne Moral ist ein freier Mann."
"Bobby
Cooper ist ein kleiner Ganove auf der Flucht nach Las Vegas. Üble
Typen, die vor nichts zurückschrecken, sind ihm auf den Fersen. Ein paar
Finger haben sie ihm schon abgezwackt, weil er seine Schulden nicht
zahlen konnte. Mit Koks und Pillen hält sich Bobby auf den Beinen, doch
der Weg durch Arizonas Wüste ist gnadenlos. In einem kleinen Nest im
Nirgendwo strandet Bobby wegen Kühlerschadens. Er bekommt zwar das
schärfste Mädchen am Ort, verliert aber all seine geraubten Dollars. Die
Killer im Rücken, keine Kohle, kein Ausweg. Alles wendet sich gegen ihn,
außer Jake McKenna: er bietet Bobby Geld - für einen Mord..."
(DVD-Cover)
Hier kommt ein
ganz, ganz fieser Film daher. Verglichen
jedoch mit »Natural Born Killers«, dem Werk nämlich, welches
Regie-Maniac Oliver Stone zuvor
abgeliefert hat, ist »U-Turn« fast
schon wieder zahm. Der Humor ist hier
allerdings genauso tiefschwarz und
bitterböse, das Kuriositäten-Kabinett
verschlagener, hinterrücks intrigierender und hundsgemeiner
Charaktere ist sogar noch umfangreicher,
und an Kunstblut wird ebenfalls nicht
gespart. Nicht eine einzige
"gute" Seele weit und breit,
jeder hat nur seinen eigenen Profit im
Sinn - ziemlich viel Realismus für ein
"Kino-Märchen". So fällt es
dann auch schwer, irgendwo zwischen all
den Grausamkeiten wie Schießereien,
Verstümmelung und Verrat einen
"Helden" auszumachen.
Wie gesagt, ein
ganz fieser Film, der einzig und allein um das
Thema "Das
Böse
im Menschen" pendelt. Prinzipiell könnte man
sagen, dass dieses wohl der essentielle Inhalt
eines jeden Filmes ist, »U-Turn« aber geht bis
zur Grenze dieser Thematik und dann noch
konsequent einen Schritt darüber hinaus. Oliver
Stone präsentiert ein einzigartiges Sammelsurium
ausnahmslos
böser
Menschen,
vom Kleinkriminellen bis zum Schwerverbrecher,
der Schauplatz "Superior" gleicht einem
biblischen "Sodom und Gomorra" im Kleinformat,
und der arme Bobby, obwohl selbst eigentlich
auch nur ein skrupelloser Halsabschneider, muss
einem leid tun, wie er hilflos in diesem
Geflecht aus Lügen und Verrat zappelt - und
dieses zeigt, dass es, egal wie
böse
jemand auch sein mag, immer irgendwo noch einen
anderen gibt, der
noch
böser
ist. Es gibt stets eine Steigerung, und ganz
besonders gilt dieser Grundsatz für die
menschlichen Abgründe.
Diese Steigerung wird
nicht zuletzt auch konsequenterweise mit den
Mitteln filmischer Gewaltdarstellung deutlich
gemacht, und natürlich erhitzen sich bei solchen
Gelegenheiten gerne mal Sitte und Anstand wachen
wollende Gemüter, wie auch schon bei »Natural
Born Killers«. - Zitat: "Muss das denn sein?"
Sicherlich
müssen
die Brutalitäten nicht so gezeigt werden wie in »U-Turn«, aber vor dem Hintergrund eines immer
brutaler werdenden, allgegenwärtigen Daseins um
uns herum, das von sämtlichen Medien 24 Stunden
pro Tag direkt in die Wohnzimmer vermittelt
wird,
sollten
sie es vielleicht, um abgestumpfte Konsumenten
überhaupt noch zum Denken anregen zu können.
Außerdem: Die Frage "Muss das denn sein?" zeigt
bereits, dass über das Gesehene nachgedacht wird,
und das ist schon mehr, als die meisten anderen
Filme zu leisten im Stande sind. Gewalt auf der
Leinwand als Selbstzweck zu betrachten, ist
selbstverständlich nicht der richtige Ansatz,
aber allein, wie diese Frage gestellt wird,
zeigt deutlich, dass die Zuschauer schon genug
Grausamkeiten im Alltag und in den Nachrichten
ertragen müssen, was sie nicht noch künstlich im
Kino fortsetzen wollen. Präziser gestellt müsste
die Frage eigentlich lauten: "Muss das denn
noch zusätzlich
sein?" Dieses ist die bittere Erkenntnis, die »U-Turn« alles in allem bietet, und darüber
muss
man nachdenken - das Leben ist eben letztlich
einfach nur fies.