Mittwoch, 22. Juli 2020

u-turn - kein weg zurück //

OT U-Turn // USA 1997 // 119 Min. // 1,85:1 //
Regie Oliver Stone // Kamera Robert Richardson // Musik Ennio Morricone //

"Ein Mann ohne Moral ist ein freier Mann."

"Bobby Cooper ist ein kleiner Ganove auf der Flucht nach Las Vegas. Üble Typen, die vor nichts zurückschrecken, sind ihm auf den Fersen. Ein paar Finger haben sie ihm schon abgezwackt, weil er seine Schulden nicht zahlen konnte. Mit Koks und Pillen hält sich Bobby auf den Beinen, doch der Weg durch Arizonas Wüste ist gnadenlos. In einem kleinen Nest im Nirgendwo strandet Bobby wegen Kühlerschadens. Er bekommt zwar das schärfste Mädchen am Ort, verliert aber all seine geraubten Dollars. Die Killer im Rücken, keine Kohle, kein Ausweg. Alles wendet sich gegen ihn, außer Jake McKenna: er bietet Bobby Geld - für einen Mord..." (DVD-Cover)

Hier kommt ein ganz, ganz fieser Film daher. Verglichen jedoch mit »
Natural Born Killers«, dem Werk nämlich, welches Regie-Maniac Oliver Stone zuvor abgeliefert hat, ist »U-Turn« fast schon wieder zahm. Der Humor ist hier allerdings genauso tiefschwarz und bitterböse, das Kuriositäten-Kabinett verschlagener, hinterrücks intrigierender und hundsgemeiner Charaktere ist sogar noch umfangreicher, und an Kunstblut wird ebenfalls nicht gespart. Nicht eine einzige "gute" Seele weit und breit, jeder hat nur seinen eigenen Profit im Sinn - ziemlich viel Realismus für ein "Kino-Märchen". So fällt es dann auch schwer, irgendwo zwischen all den Grausamkeiten wie Schießereien, Verstümmelung und Verrat einen "Helden" auszumachen.

Wie gesagt, ein ganz fieser Film, der einzig und allein um das Thema "Das Böse im Menschen" pendelt. Prinzipiell könnte man sagen, dass dieses wohl der essentielle Inhalt eines jeden Filmes ist, »U-Turn« aber geht bis zur Grenze dieser Thematik und dann noch konsequent einen Schritt darüber hinaus. Oliver Stone präsentiert ein einzigartiges Sammelsurium ausnahmslos böser Menschen, vom Kleinkriminellen bis zum Schwerverbrecher, der Schauplatz "Superior" gleicht einem biblischen "Sodom und Gomorra" im Kleinformat, und der arme Bobby, obwohl selbst eigentlich auch nur ein skrupelloser Halsabschneider, muss einem leid tun, wie er hilflos in diesem Geflecht aus Lügen und Verrat zappelt - und dieses zeigt, dass es, egal wie böse jemand auch sein mag, immer irgendwo noch einen anderen gibt, der noch böser ist. Es gibt stets eine Steigerung, und ganz besonders gilt dieser Grundsatz für die menschlichen Abgründe.

Diese Steigerung wird nicht zuletzt auch konsequenterweise mit den Mitteln filmischer Gewaltdarstellung deutlich gemacht, und natürlich erhitzen sich bei solchen Gelegenheiten gerne mal Sitte und Anstand wachen wollende Gemüter, wie auch schon bei »Natural Born Killers«. - Zitat: "Muss das denn sein?" Sicherlich müssen die Brutalitäten nicht so gezeigt werden wie in »U-Turn«, aber vor dem Hintergrund eines immer brutaler werdenden, allgegenwärtigen Daseins um uns herum, das von sämtlichen Medien 24 Stunden pro Tag direkt in die Wohnzimmer vermittelt wird, sollten sie es vielleicht, um abgestumpfte Konsumenten überhaupt noch zum Denken anregen zu können.

Außerdem: Die Frage "Muss das denn sein?" zeigt bereits, dass über das Gesehene nachgedacht wird, und das ist schon mehr, als die meisten anderen Filme zu leisten im Stande sind. Gewalt auf der Leinwand als Selbstzweck zu betrachten, ist selbstverständlich nicht der richtige Ansatz, aber allein, wie diese Frage gestellt wird, zeigt deutlich, dass die Zuschauer schon genug Grausamkeiten im Alltag und in den Nachrichten ertragen müssen, was sie nicht noch künstlich im Kino fortsetzen wollen. Präziser gestellt müsste die Frage eigentlich lauten: "Muss das denn noch zusätzlich sein?" Dieses ist die bittere Erkenntnis, die »U-Turn« alles in allem bietet, und darüber muss man nachdenken - das Leben ist eben letztlich einfach nur fies.

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