Donnerstag, 23. Februar 2012

es war einmal in amerika //

OT: Once Upon a Time in America
Italien/USA 1984 - 220 Min. - 1,85:1 - Sergio Leone

"Das Leben ist verrückter als Scheiße."

Es war einmal in Amerika ist ohne Zweifel der beste Film aller Zeiten. So einfach ist das, ganz im Ernst. Das heißt, falls man ein solches Prädikat angesichts Tausender großartiger Zelluloid-Meisterwerke unterschiedlichsten Charakters überhaupt jemals vergeben kann, muss Sergio Leones bitterer Abgesang auf den amerikanischen Traum am Ende als sicherer Sieger übrig bleiben. Das zu erklären ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, aber jeder, der sich erstmal auf den scheinbaren 4-Stunden-Marathon eingelassen hat, wird sich dessen unglaublicher Faszination nicht entziehen können. Im Gegenteil: Diesen Film MUSS man sogar mindestens zweimal gesehen haben, um den vollen Umfang der ausufernden Geschichte mitzubekommen.

Dieses Epos in so kurze Worte zu fassen, ist wahrlich nicht leicht. Nicht mal ansatzweise kann hier dessen umfassende Tragweite und Wirkung übermittelt werden. Scheinbar spielerisch springt der Film zwischen den drei Zeitebenen hin und her, die immerhin fast ein halbes Jahrhundert umfassen, beleuchtet die Entwicklung des einsamen Gangsters Noodles, welcher im besten Sinne des Wortes des Lebens müde ist.

Die Haupthandlung, der Konflikt in der Freundschaft zwischen Noodles und Max, der schließlich zu einem bitteren Ende führt, lässt unglaublich viel Raum für zahlreiche kleinere Nebenstränge der zentralen Geschichte, allesamt aber unverzichtbar für den überwältigenden Gesamteindruck - viele mehr oder weniger kleine Mosaikstücke, und erst ganz am Schluss ist man in der Lage, die wahren Ausmaße des vollständigen Bildes zu erkennen: Noodles Opiumsucht, welche ihm auch die Aufmerksamkeit für wichtige Geschehnisse raubt, die ihn umgeben; die cleveren aber unfassbar kaltblütigen Intrigen seines Freundes Max; dessen verschlagene Freundin Carol (Tuesday Weld) und wie sie die beiden Männer geschickt gegeneinander auszuspielen vermag; das anfangs endlos aus dem Off klingelnde Telefon - Noodles Anruf bei der Polizei und damit seinen Verrat symbolisierend; Deborah (als Kind: Jennifer Connelly/als Erwachsene: Elizabeth McGovern), die große Liebe seines Lebens, das einzige, was er wirklich will und doch nicht bekommt; sein Versuch, als letzter Überlebender der Gang das gemeinsam auf die Seite gebrachte Geld aus all den kriminellen Geschäften abzuholen, nur um feststellen zu müssen, dass ein Anderer bereits vor ihm am Schließfach gewesen ist ... und nicht zuletzt das reine, eingefrorene Schlussbild des Films, ein lächelnder David Aaronson-"Noodles", der sich, von Drogen zwar verklärt, aber voller echter Freude und Liebe seiner Freunde und ihrer gemeinsamen Jugend erinnert.

All das und weitaus mehr, als man niederschreiben sollte, ergeben den bewegendsten, spannendsten, bittersten, schlicht und einfach besten Kinofilm aller Zeiten. Hat man die noch vor dem Vorspann endlos erscheinenden vier Stunden erstmal durchlebt und im positivsten Wortsinn durchlitten, wünscht man sich plötzlich nichts sehnlicher, als dass dieses große Werk nicht schon zu Ende sein möge. Ganz im Ernst.

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