Italien/USA
1984 - 220
Min. - 1,85:1 - Sergio Leone
"Das Leben ist verrückter als Scheiße."
Es war einmal in Amerika ist ohne Zweifel
der beste Film aller Zeiten. So einfach ist das,
ganz im Ernst. Das heißt, falls man ein solches
Prädikat angesichts Tausender großartiger
Zelluloid-Meisterwerke unterschiedlichsten
Charakters überhaupt jemals vergeben kann, muss
Sergio Leones bitterer Abgesang auf den
amerikanischen Traum am Ende als sicherer Sieger
übrig bleiben. Das zu erklären ist nahezu ein
Ding der Unmöglichkeit, aber jeder, der sich
erstmal auf den scheinbaren 4-Stunden-Marathon
eingelassen hat, wird sich dessen unglaublicher
Faszination nicht entziehen können. Im
Gegenteil: Diesen Film MUSS man sogar mindestens
zweimal gesehen haben, um den vollen Umfang der
ausufernden Geschichte mitzubekommen.
Dieses Epos
in so kurze Worte zu fassen, ist wahrlich nicht
leicht. Nicht mal ansatzweise kann hier dessen
umfassende Tragweite und Wirkung übermittelt
werden. Scheinbar spielerisch springt der Film
zwischen den drei Zeitebenen hin und her, die
immerhin fast ein halbes Jahrhundert umfassen,
beleuchtet die Entwicklung des einsamen
Gangsters Noodles, welcher im besten Sinne des
Wortes des Lebens müde ist.
Die Haupthandlung,
der Konflikt in der Freundschaft zwischen Noodles und Max, der schließlich zu einem
bitteren Ende führt, lässt unglaublich viel Raum
für zahlreiche kleinere Nebenstränge der
zentralen Geschichte, allesamt aber
unverzichtbar für den überwältigenden
Gesamteindruck - viele mehr oder weniger kleine
Mosaikstücke, und erst ganz am Schluss ist man
in der Lage, die wahren Ausmaße des
vollständigen Bildes zu erkennen: Noodles
Opiumsucht, welche ihm auch die Aufmerksamkeit
für wichtige Geschehnisse raubt, die ihn
umgeben; die cleveren aber unfassbar
kaltblütigen Intrigen seines Freundes Max;
dessen verschlagene Freundin Carol (Tuesday Weld)
und wie sie die beiden Männer geschickt
gegeneinander auszuspielen vermag; das anfangs
endlos aus dem Off klingelnde Telefon - Noodles
Anruf bei der Polizei und damit seinen Verrat
symbolisierend; Deborah (als Kind: Jennifer
Connelly/als Erwachsene: Elizabeth McGovern),
die große Liebe seines Lebens, das einzige, was
er wirklich will und doch nicht bekommt; sein
Versuch, als letzter Überlebender der Gang das
gemeinsam auf die Seite gebrachte Geld aus all
den kriminellen Geschäften abzuholen, nur um
feststellen zu müssen, dass ein Anderer bereits
vor ihm am Schließfach gewesen ist ... und nicht
zuletzt das reine, eingefrorene Schlussbild des
Films, ein lächelnder David Aaronson-"Noodles",
der sich, von Drogen zwar verklärt, aber voller
echter Freude und Liebe seiner Freunde und ihrer
gemeinsamen Jugend erinnert.
All das und weitaus
mehr, als man niederschreiben sollte, ergeben
den bewegendsten, spannendsten, bittersten,
schlicht und einfach besten Kinofilm aller
Zeiten. Hat man die noch vor dem Vorspann endlos
erscheinenden vier Stunden erstmal durchlebt und
im positivsten Wortsinn durchlitten, wünscht man
sich plötzlich nichts sehnlicher, als dass
dieses große Werk nicht schon zu Ende sein möge.
Ganz im Ernst.
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